Filmaufführung mit anschließender Diskussion
Am Nachmittag des 9. Juni 2004 explodierte eine Bombe vor dem Geschäft des Frisörs Özcan Yildirim. Schnell wird er in den Augen der ermittelnden Behörden zum potentiellen Täter mit Verbindungen zur Schutzgeld- und Drogenmafia. Er wird kriminalisiert und mit ihm eine ganze Straße, eine Gemeinschaft mit Migrationshintergrund. Erst sieben Jahre später werden die wahren TäterInnen enttarnt, die RechtsterroristInnen des selbsternannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Die Ermittlungen gegen die Opfer werden eingestellt, aber es haben sich tausende Seiten Ermittlungsakten angehäuft, die das skandalöse Vorgehen der Behörden dokumentieren.
Der Kölner Filmemacher Andreas Maus hatte Zugang zu diesen Akten und dokumentiert in seinem Film die Originalverhöre der Opfer und Ermittler:innen. Die Befragungen der Bewohner:innen der Keupstraße werden aus den Originalprotokollen der umfangreichen Ermittlungsakten mit Schauspieler:innen szenisch nachgestellt und es wird deutlich, dass von Seiten der Behörden und Ermittler:innen nur die Überführung der Opfer als Täter:innen in Frage kam. Ein rassistisches Motiv wurde nie in Betracht gezogen. Auf eindrückliche Weise zeigt der Film, wie tiefgreifend der Bombenanschlag, aber auch die Verdächtigungen danach, das Leben im Kölner Stadtteil Mülheim erschüttert haben. So wie in Köln wurden auch in den anderen Städten, in denen der NSU gemordet hat, zumeist die Angehörigen und ihr Umfeld verdächtigt.
Aus Perspektive der Betroffenen eröffnet der Film die Diskussion über strukturellen Rassismus in Deutschland. Der Zusammenhang einer rassistischen Täter-Opfer-Umkehr und der folgenden sekundären Viktimisierung der Betroffenen werden im Film ausführlich thematisiert. Dadurch werden die Folgen aufgezeigt, wenn Betroffene rassistischer Gewalt nicht ernst genommen werden und sogar für ebendiese Gewalt verantwortlich gemacht werden. Daran anknüpfend soll sich im Rahmen der Veranstaltung mit der Fragen auseinandergesetzt werden, inwieweit struktureller Rassismus auch bei der Aufarbeitung und den Ermittlungen zu der Brandanschlagsserie im Bremer Umland eine Rolle spielte.
Dienstag, 26. Oktober 2021, 19:00 Uhr
Schwimmerheim Ganderkesee,
Heideweg 2a, 27777 Ganderkesee
Der Flyer zur Veranstaltung kann hier heruntergeladen werden.
Ausschlussklausel: Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen, völkischen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen, völkischen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen. Jegliche Film-, Ton- und oder Videoaufnahmen sind nicht erlaubt.